Einsatzbereiche des PIUS-Checks in der Galvanik. Ein Überblick
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Wie im vorherigen Artikel erläutert gibt es viele Bezeichnungen für die Potenzialchecks, deren Mutter der PIUS-Check aus NRW ist. Da unsere kleine Artikelserie sich mit der Anwendung dieser Checks in der Galvanik beschäftigt, werden wir verallgemeinernd vom Potenzialcheck sprechen bzw. noch kürzer vom P-Check.
Die VDI Richtlinie ist sehr allgemein gehalten, da der Potenzialcheck auf alle Branchen anwendbar ist. Daher entsteht auch manchmal der Eindruck so ein Check ist eine rein akademische Spielerei ohne echten Bezug zur Praxis in der Galvanotechnik.
Das ist nicht so – im Gegenteil. Der Potenzialcheck kann Antworten auf viele Fragen in der Praxis liefern. Bevor die Details kommen, hier ein Hinweis für die Ungeduldigen: in der Infocard, Link unter dem Artikel, sind die Einsatzbereiche mit konkreten Fragen aufgeführt, die der P-Check beantworten kann.
In diesem Artikel soll ein Überblick über die Einsatzbereiche gegeben werden. Wir werden in der Folge im Detail auf die einzelnen Fragestellungen eingehen.
Der P-Check kann in der Galvanik bei bestehenden Anlagen zu folgenden Fragestellungen eigesetzt werden:
Frischwasseraufbereitung
Liefert die vorhandene Wasseraufbereitung die benötigte Wasserqualität? Ist die Erzeugung wirtschaftlich (Vergleich verschiedener Aufbereitungsmethoden)? Ist die Wasserverteilung auf die Abnehmer optimierbar?
Prozesswasseraufbereitung
Arbeitet die Kreislaufanalge im wirtschaftlichen Bereich (Eigenwasserbedarf zu Reinwassererzeugung)? Ist die erzeugte Reinwasserqualität noch hinreichend für den Prozess? Gibt es Teilströme, die die Anlage schädigen? Ist die Regeneration der Anlage noch effektiv? Kreislaufführung versus Frischwassereinspeisung, was ist günstiger?
Abwasserbehandlung
Was kostet ein Teilstrom wirklich? Können die Kosten mit der vorhandenen Anlagentechnik reduziert werden? Sollte die Methodenkompetenz der Mitarbeiter verbessert werden, damit die eingesetzten Verfahren eigenständig optimiert werden können?
Veränderungen
Das leicht abgegriffene Wort ist Changemanagement. Defacto bedeutet Veränderung immer für die einen Mitarbeiter eine Chance, für die Anderen Ängste. Auf jeden Fall kommen Interessen ins Spiel. Sowohl mit den Ängsten wie auch mit den unterschiedlichen Interessenslagen muss sorgfältig umgegangen werden, um das Vorhaben nicht zu kippen. Patentrezepte für erfolgreiche Veränderungsprojekte gibt es nicht, aber eine Menge Fallstricke. Der P-Check hilft Ihnen diese zu erkennen und zu vermeiden.
Verfahrensentwicklung
Eigentlich ist der P-Check eine Vorstufe zur Verfahrensentwicklung. Es werden die Basisdaten gesammelt und aufbereitet, um zu prüfen, ob eingesetzte Verfahren effektiv sind. Darauf aufbauend können anhand der entwickelten Parameter andere Verfahren vergleichen werden. Aber der P-Check kann auch dazu verwendet werden ein neues Verfahren auf seine Anwendbarkeit zu prüfen. Hierzu gibt es in der Artikelserie später ein konkretes Beispiel.
Neubau / Neuerrichtung
Die Paradedisziplin für den P-Check! Alle oben genannten Einsatzbereiche kommen hier zum Tragen. Von der Frage welche Frischwasserqualität und welche Erzeugung über die Spültechnik, das Stoffstrommanamgement bis hin zur Abwasseranlage. Ganz besonders zu erwähnen die Mitarbeitereinbindung, das Changemanagement dabei. Gerade beim Neubau kommt eine der Stärken des P-Checks am besten zur Geltung: die langjährige Datenerfassung in vielen Galvanofirmen. Es ist nicht notwendig auf rein theoretisch ermittelte Daten zurückzugreifen sondern es können reale Daten von vergleichbaren Anlagen verwendet werden.
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2 Antworten
Ws ist interessant zu lesen was es mittlerweile alles für Einsatzbereiche gibt. Ich bin immer wieder erstaunt darüber. Der nachhaltige Umgang mit den Ressourcen ist ein wichtiger Beitrag in den Umweltschutz.
Die Einsatzbereiche sind mit den Jahren und der Erfahrung mit den Checks gewaltig gewachsen. Was als sperriges Wort „produktionsintegrierter Umweltschutz“ = PIUS begann ist längst ein Tool zur Optimierung einer bestehdnen produktion aber auch ein Tool zur Entwicklung von innovativen Projekten. Dies wird an den Themen der diesjährigen PIUS-Konferenz in Frankfurt deutlich. Mehr zur Konferenz im Artikel dazu.